Baby ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Baby (Begriffsklärung) aufgeführt.
Säugling während des Stillens
Als Säugling oder Baby bezeichnet man ein Kind im ersten Lebensjahr.
Nach der Geburt wird ein junger Mensch naturgemäàmit Muttermilch ernährt, durch Stillen oder Säugen an der weiblichen Brust. ÃÂhnlich dem Nachwuchs anderer Säugetiere ist der menschliche Säugling für diese Ernährungsform kompetent durch angeborene Reflexe wie den Such- und den Saugreflex. Sie ermöglichen auch die Aufnahme flüssiger Nahrung durch Saugen an einer Flasche und so eine Ernährung mit Muttermilchersatz, wenn der Säugling nicht gestillt wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Etymologie und Begriffsverwendungen
2 Entwicklung
2.1 Körperliche Entwicklung
2.2 Zahnentwicklung
2.3 Sensomotorische Entwicklung
2.4 Sprachentwicklung
3 Reflexe und Reaktionen
3.1 Primitivreflexe
3.2 Tonische Reflexe
3.3 Stellreaktionen
4 Verhalten
4.1 Sozialverhalten
4.2 Spielverhalten
4.3 Schreibabys
5 Säuglingspflege
5.1 Sprachentwicklung
5.2 Schlafen
5.3 Feinfühligkeit
5.4 Sonstiges
6 Galerie: Neugeborene
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Etymologie und Begriffsverwendungen
Das Wort Säugling entwickelte sich im Spätmittelhochdeutschen sügelinc aus dem Verb saugen für âÂÂFlüssigkeit mit Lippen und Zunge einziehenâÂÂ, ahd. sà «gan im 8. Jahrhundert. Das heute umgangssprachlich meist gebräuchlichere Wort Baby wurde in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts aus dem Englischen baby als Koseform von engl. babe entlehnt und gehört zu den Lallwörtern, denen â wie engl. to babble â im Deutschem etwa babbeln, plappern oder brabbeln lautmalerisch gemein sind.[1][2] In der Schweiz ist zudem das aus dem Französischen abgeleitete Bébé gängig,[3] veraltend im Deutschen auch Wickelkind oder amtssprachlich Kleinstkind.[4]
Entwicklung
Während der ersten vier Wochen heiÃÂt ein Kind auch Neugeborenes.[5] Nach Vollendung des ersten Lebensjahres schlieÃÂt sich das Kleinkindalter an.
Körperliche Entwicklung
Der menschliche Säugling ist wie der anderer Primaten ein Tragling. Im ersten Lebensjahr gibt es typische Entwicklungsphasen, deren zeitliche Streuung mit zunehmendem Alter gröÃÂer wird. Vorübergehende Unterschiede in der Entwicklung sind häufig und können durchaus ausgeglichen werden. Auffällige oder langfristige Abweichungen der körperlichen Entwicklung sind Gegenstand der Pädiatrie. Um Entwicklungsverzögerungen frühzeitig zu erkennen, gibt es Kindervorsorgeuntersuchungen.
Neugeborenes auf einer Waage
Nach drei bis fünf[6] Monaten hat ein gesunder Säugling sein Geburtsgewicht verdoppelt und ist um etwa 15 Zentimeter gewachsen. Am Ende des ersten Lebensjahres wiegt das Kind etwa zehn Kilogramm, was rund dem dreifachen Geburtsgewicht entspricht,[6] und ist circa 75 Zentimeter groÃÂ. Je älter ein Kind ist, desto gröÃÂer ist auch die Streubreite für das, was hinsichtlich Gewicht und GröÃÂe als normal gelten kann. Um dem Rechnung zu tragen, werden in der Medizin Vergleiche mit der nach Alter und Geschlecht üblichen Entwicklung von GröÃÂe und Gewicht nicht nach dem Durchschnittswert, sondern anhand sogenannter Perzentilen vorgenommen.
Auch die Beurteilung der Beziehung zwischen KörpergröÃÂe und Körpergewicht orientiert sich an solchen Relativwerten, berücksichtigt darüber hinaus aber noch weitere Faktoren. Von besonderer Bedeutung ist hier der Verlauf der individuellen Wachstumskurve.
Das Verhältnis von Kopf zu Rumpf beträgt beim Säugling etwa 1 zu 4, während beim Erwachsenen ein Verhältnis von 1 zu 8 vorliegt. Diese Art des Wachstums, das eine Proportionsänderung einschlieÃÂt, nennt man allometrisches Wachstum.
Die Zeit zwischen der Empfängnis und dem zweiten Geburtstag sind für die Entwicklung über die gesamte Lebensdauer von besonderer Bedeutung, da in dieser Zeit zentrale Grundlagen für Gesundheit, Wachstum und die neuronale Entwicklung gelegt werden.[7]
Zahnentwicklung
â Hauptartikel: Milchgebiss
Der Ablauf des Zahndurchbruchs unterliegt einer breiten Streuung. Während einige Kinder schon früh zahnen, kann sich der Ablauf auch um mehrere Monate nach hinten verschieben. In der Regel brechen im zweiten Lebenshalbjahr zuerst die mittleren Schneidezähne durch, die unteren vor den oberen, danach die seitlichen Schneidezähne. Es folgen, meist im zweiten Lebensjahr, die vier 1. Mahlzähne, anschlieÃÂend die Eckzähne und schlieÃÂlich die 2. Molaren. Die volle Verzahnung der zwanzig Zähne des Milchgebisses ist meistenfalls Ende des 3. Lebensjahres erreicht.
Sensomotorische Entwicklung
Unter sensomotorischer Entwicklung wird die dynamische Wechselwirkung von Wahrnehmungen (über Sinnesreize) und reaktiver Bewegung (über das neuromuskuläre Zusammenspiel) verstanden. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass der Mensch in seinem ersten Lebensjahr auf ein angeborenes Lernprogramm zurückgreift, welches ihm ermöglicht, eine kontinuierliche Entwicklung von der Geburt bis zum aufrechten Stand zu vollziehen.
Schon Säuglinge sind â wie alle Menschen â Individuen. Sie sind verschieden und haben bereits Charaktereigenschaften. Es gibt eine sehr groÃÂe Bandbreite an gesunden Entwicklungen und die Reihenfolge der erlernten Fähigkeiten kann verschieden sein.
Sprachentwicklung
â Hauptartikel: Spracherwerb
In den ersten Lebensmonaten beschränken sich die LautäuÃÂerungen des Kindes auf gelegentliches Schreien als UnmutsäuÃÂerung. Mit etwa drei bis vier Monaten beginnt der Säugling langsam, zu lallen und zu brabbeln. Schon bald werden gezielte LautäuÃÂerungen zur Kommunikation genutzt, indem der Säugling auf Ansprache mit einzelnen Vokalen antwortet. In dieser Zeit verbessert sich die Motorik des Stimmapparates, sodass am Ende der Säuglingsperiode in den meisten Fällen Doppelsilben wie âÂÂMamaâ oder âÂÂPapaâ gesprochen werden können.
Reflexe und Reaktionen
Reflexe sind unwillkürliche, regelhaft ablaufende Vorgänge als Antwort auf äuÃÂere Reize, aufgenommen hauptsächlich über Rezeptoren der Haut und Propriozeptoren sowie Organe des Gleichgewichtssinnes. Sie werden zentral über den Hirnstamm und das Zwischenhirn (Thalamus und Pallidum) vermittelt, die Antwort ist wenig variabel.
Reaktionen sind komplexere Antworten auf äuÃÂere Reize, die in einem bestimmten Muster erfolgen. Die Muster können unterbrochen und verändert werden.
Alle frühkindlichen Reflexe und Reaktionen sind einem bestimmten Bereich und einem gewissen Integrationsniveau im Zentralnervensystem zugeordnet. Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gelten sie als physiologisch und werden erwartet. Sie begleiten die sensomotorische Entwicklung des Kindes in verschiedenen Phasen und werden später abgelöst. Im Folgenden werden nur einige für die Diagnose und Behandlung wichtige Reflexe und Reaktionen erläutert. Wenn nichts anderes vermerkt ist, wird die Rückenlage als Ausgangsstellung betrachtet.
Primitivreflexe
â Hauptartikel: Frühkindlicher Reflex
Palmarer Greifreflex
Bestreichen der Handinnenflächen mit dem Daumen â Greifen, Faustschluss
physiologisch: 0. bis 6. Lebensmonat., danach verhindert er den Handstütz und koordiniertes Greifen
Plantarer Greifreflex
Bestreichen der Zehenballen mit dem Daumen â Zehenkrallen
physiologisch: 0. bis 11. Lebensmonat., ab Laufbeginn stört bzw. verhindert er das Gehen
Moro
laute Geräusche oder Erschütterungen âÂÂ
Abstreckphase (Anspannung der Streckmuskulatur und Kopfstreckung): Die Arme schnellen seitlich nach oben mit tiefem Luftholen und anschlieÃÂendem Erstarren.
Umklammerungsphase (Anspannung der Beugemuskulatur und Kopfbeugung): Die Arme werden wieder zum Rumpf geführt und das Kind beginnt sehr laut zu schreien.
physiologisch: ab 6. Woche nur noch Abstreckphase, baut ab mit der Fixierung des Kopfes
Galant
das Kind wird in Bauchlage in der Schwebe gehalten und man streicht fingerbreit seitlich längs der Wirbelsäule vom Schulterblatt bis zum Beckenkamm â Seitbeugung der Wirbelsäule und Kopfdrehung zur gleichen Seite
physiologisch: 0. bis 2. Lebensmonat., Abschwächung bis 5. Lebensmonat.
Schreitreflex (automatisches Gehen)
das Kind wird mit beiden Händen seitlich am Brustkorb getragen und man lässt die FüÃÂe wechselseitig geringes Gewicht übernehmen â das Kind schreitet voran.
physiologisch: 0. bis 3. Lebensmonat., die Beine müssen dabei gebeugt bleiben.
ExtensorstoÃÂ
das Kind wird mit beiden Händen seitlich am Brustkorb getragen und man lässt die FüÃÂe gleichzeitig geringes Gewicht übernehmen â das Kind antwortet mit einer raschen Streckung der Beine und des Rumpfes.
physiologisch: 0. bis 3. Lebensmonat.
Tonische Reflexe
Säugling beim Babyschwimmkurs
Nach dem Abbau der Massenbewegungen und der Primitivreflexe entwickeln sich differenzierte Bewegungen, wobei der Muskeltonus von der Kopfstellung abhängt.
Es entstehen tonische Reflexe, die bei einem gesunden Säugling aber nie so stark ausgeprägt sind, dass sie die Einnahme differenzierter Körperstellungen behindern.
Wenn sie über den physiologischen Zeitraum hinaus andauern (persistieren), verhindern sie die Aufrichtung und die Entwicklung der Stell- und Gleichgewichtsreaktionen.
TLR (Tonischer Labyrinthreflex)
Vorbeugen des Kopfes â zunehmender Beugetonus
Rückstrecken des Kopfes â zunehmender Strecktonus
physiologisch: 0 bis 3. Lebensmonat.
STNR (Symmetrisch tonischer Nackenreflex)
Vorbeugen des Kopfes â Beugung der Arme und Streckung der Beine
Rückstrecken des Kopfes â Streckung der Arme und Beugung der Beine
physiologisch: 0. bis 3. Lebensmonat.
ATNR (Asymmetrisch tonischer Nackenreflex)
Seitwärtsdrehung des Kopfes â Gesichtseite: Arm gestreckt, Hand locker gefaustet, Bein gestreckt mit aufgesetztem VorfuÃÂ, Hinterhauptseite: Arm gebeugt in lockerer U-Halte, Bein locker gebeugt mit Bodenkontakt. Diese Körperhaltung wird auch als Fechterstellung bezeichnet.
physiologisch: 4. bis 8. Woche
Stellreaktionen
Die Stellreaktionen dienen dazu, Kopf und Rumpf bei einer Lageveränderung im Raum einzustellen. Sie entwickeln sich nach dem Abbau der tonischen Reflexe, dienen der Antischwerkraftentwicklung und sind die Voraussetzung für die Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen. Sie werden in die Willkürbewegungen integriert und bleiben in modifizierter Form ein Leben lang erhalten.
LSR (Labyrinthstellreaktion)
ab der 6. Woche beginnt das Kind, in Bauchlage den Kopf zu heben und ihn gegen die Schwerkraft einzustellen.
physiologisch: volle Entwicklung bis zum 5. Lebensmonat.
HSR (Halsstellreaktion)
Wird der Kopf in Rückenlage gedreht, folgt der Körper âÂÂen blocâÂÂ.
physiologisch: bis zum 3. Lebensmonat, danach sollte eine selektive Beweglichkeit möglich sein.
Körperstellreaktion auf den Körper
sie ermöglicht bei einer Drehung die Rotation zwischen Schulter- und Beckengürtel.
physiologisch: sie sollte bis zum 7. Lebensmonat voll entwickelt sein, wenn sich das Kind von Rückenlage in Bauchlage und wieder zurück drehen kann. Sie ist Voraussetzung für die Ausrichtung des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten gegen die Schwerkraft.
Sprungbereitschaft
das Kind wird seitlich am Becken in Bauchlage getragen und zügig bodenwärts in Richtung einer Unterlage geführt â das Kind bringt die Arme zum Abstützen nach vorne.
physiologisch: ab dem 5. Lebensmonat auslösbar.
Verhalten
Sozialverhalten
Lächelnder Säugling
Einen Ausdruck des Lächelns zeigen Säuglinge schon in den ersten Lebenswochen, meist im Schlaf. Mit etwa 2 Monaten wird diese Ausdrucksbewegung als soziales Lächeln zur angeborenen Antwort auf einen Kontakt.[8]
Mit der Fähigkeit, zwischen bekannten und fremden Personen zu unterscheiden, werden auch die Antworten differenzierter. So kommt es zwischen etwa vier und acht Monaten zum Fremdeln, das eine Distanz gegenüber unbekannten Personen zeigt. Häufig beginnen Kinder in diesem Alter zu weinen, wenn sie von jemand anderem als der Mutter oder dem Vater auf den Arm genommen werden.
Mit etwa neun Monaten fängt das Kind an, von sich aus Kontakt zu einem noch unbekannten Gegenüber aufzunehmen, etwa durch Lächeln. Gegen Ende der Säuglingsperiode kann das Kind dann vertrauten Personen auf verschiedene Weise seine Zuneigung ausdrücken.
Spielverhalten
Während mit drei bis vier Monaten noch das Spiel mit den eigenen Fingern eine häufige Beschäftigung des Säuglings ist, kann das Kind schon bald durch die fortschreitende motorische Entwicklung seine Umgebung erkunden.
Mit etwa fünf bis sieben Monaten greift der Säugling nach umherliegenden Gegenständen. Schon jetzt können diese zwischen den Händen gewechselt werden. Mit Händen, Augen und Mund beginnt der Mensch, die äuÃÂere Form eines gegriffenen Gegenstand zu erforschen. Am Ende der Säuglingsperiode spielt das Kind mit Gegenständen und untersucht auch deren inneren Zusammenhalt, indem es sie schüttelt, wirft, damit klopft oder sie wiederholt herab fallen lässt.
Schreibabys
Manche Babys schreien zu bestimmten Tageszeiten und lassen sich durch Herumtragen oder das Anbieten der Brust oder eines Schnullers nicht beruhigen (siehe Exzessives Schreien im Säuglingsalter). Häufige Ursachen sind Darmkoliken, Blähungen, aber auch psychosoziale Faktoren innerhalb der Familie.[9][10]
Säuglingspflege
Die Qualität der Beziehung zu betreuenden Personen und die hierbei erlernbaren Formen der Interaktion sind von eminenter Bedeutung für die psychosoziale Entwicklung und die Ausbildung soziokultureller Fähigkeiten.[11] Schon im ersten Lebensjahr ist für den jungen Menschen nicht nur wichtig, genährt, gewärmt, gekleidet, geschützt und gewickelt zu werden. AuÃÂer einer verlässlichen äuÃÂeren Versorgung ist die kontinuierliche innige Beziehung Sorge tragender vertrauter Personen wesentlich für sein Wohlbefinden und Gedeihen. Hauptbezugsperson ist in der Regel die Mutter, doch kann auch der Vater sein Kind in Schlafphasen begleiten und ihm in Wachphasen Aufmerksamkeit schenken oder Kommunikationsangebote machen. Prompt auf Signale des Säuglings zu reagieren ist nur einer Bezugsperson möglich, die sich dafür bereit hält und in ständigem Kontakt steht. Die Interpretation dieser Signale gelingt zumeist intuitiv; im Laufe des gegenseitigen Kennenlernens entstehen mit fortschreitendem Verständnis subtilere Zeichen der Befindlichkeit. Für die Kommunikation am wichtigsten sind Körperkontakte, später kann über Blicke und Laute Kontakt gehalten werden.[12]
Sprachentwicklung
Bezugspersonen eines Säuglings wird empfohlen, die mimischen Regungen des Säuglings aufzugreifen und widerzuspiegeln. Das Wiederholen und Nachempfinden seiner Gesichtsausdrücke ermöglicht dem Säugling ein Erleben von Wirksamkeit und ein leichteres Wiedererkennen eigener Handlungen (vergleiche Spiegelneuronen). ÃÂbertrieben wiedergegebene Mimik und Gestik werden dabei empfohlen, da sie deutlichere Formen des Ausdrucks sind. Auch das Gebrabbel des Säuglings sollte aufgegriffen und wiederholt werden. Durch gegenseitiges Nachahmen von Lauten entstehen erste kleine Dialoge.[13] Eine betont deutliche Aussprache und melodische Intonation erleichtern das Erkennen einzelner Wörter in einem Satz.[14] Vom Verwenden einer vereinfachten âÂÂBabyspracheâ (etwa âÂÂHast du Aua gemacht?â anstatt âÂÂHast du dir wehgetan?âÂÂ) wird hingegen abgeraten.[15]
Auch wenn Eltern das Gebrabbel von Säuglingen noch nicht verstehen können, führt eine zeitnahe Reaktion der Eltern auf das Gebrabbel zu einem schnelleren Spracherwerb.[16] Dies wurde von Forschern bestätigt, die das Verhalten von Müttern gegenüber 8 Monate alten Säuglingen untersuchten und später den Wortschatz der Säuglinge testeten, als diese 15 Monate alt waren.[17]
Eine erste wichtige Entwicklung der Säuglinge ist die Entdeckung, dass sie ihre Eltern durch Plappern beeinflussen können (Entwicklung der intentionalen Kommunikation).[17] Eltern können dies fördern, indem sie sich mit ihren Säuglingen beim Plappern beschäftigen. Dies beeinflusst wiederum die weitere Sprachentwicklung, da sich Säuglinge dann häufiger an ihre Eltern wenden.[16]
Frühere Studien haben gezeigt, dass die Sprache des Säuglings gefördert wird, wenn Eltern beispielsweise jedes Mal in Richtung des Säuglings lächeln oder den Säugling berühren, wenn der Säugling sie anschaut und plappert. Es hilft auÃÂerdem, wenn die Eltern auf das reagieren, was sie glauben, das ihr Baby sagt (beispielsweise einen Ball geben oder kommentieren, wenn das Baby den Ball anschaut und brabbelt).[16] Die Reaktion auf Laute, die erzeugt werden, wenn das Baby ein Objekt ansieht (objektgerichtete Vokalisationen), geben somit Gelegenheit, den Namen des Gegenstands zu erlernen. Damit lernen Säuglinge auch, dass Laute mit Objekten verbunden sind.[17] Eine Sprachförderung wird jedoch nur erzielt, wenn Eltern als Reaktion auf das Brabbeln des Säuglings positiv reagieren (z. B. Lächeln). Eine hohe Reaktionsrate ohne einen Zusammenhang mit ÃÂuÃÂerungen des Säuglings führt zu keiner Sprachförderung.[17] Wenn eine Mutter stattdessen versucht, die Aufmerksamkeit des Kindes auf etwas anderes zu lenken, ist dies der Sprachentwicklung abträglich.[18]
Schlafen
Ein Review von 2018 wertete 146 Studien zum Schlafverhalten von Säuglingen aus und listete verschiedene Faktoren auf, die einen Einfluss auf Schlafdauer und Häufigkeit des nächtlichen Aufwachens zeigen. So sind anregende Aktivitäten am Tag, Vorlesen, frühes Zubettgehen, eine Schlafroutine sowie das Vermeiden von Fernsehen und Medienkonsum vor dem Schlafengehen mit einer längeren Schlafdauer und weniger nächtlichem Aufwachen assoziiert.[19]:S. 24
Darüber hinaus wird starkes elterliches Engagement beim Einschlafen in den ausgewerteten Studien mit einer kürzeren Schlafdauer, langsameren Einschlafen und häufigerem nächtliches Aufwachen in Verbindung gebracht. Unter starkem elterlichen Engagement wird Anwesenheit der Eltern, Wiegen, oder Stillen zum Einschlafen ebenso wie Tragen des Säuglings bis zum Einschlafen mit anschlieÃÂendem Ablegen verstanden. Starkes elterliches Engagement wirkt sich negativ auf den Schlaf von Säuglingen aus, da der Säugling so nicht die Fähigkeit entwickeln kann, sich selbst zu beruhigen. Durch geringes elterliches Engagement beim Einschlafen wird dem Säugling hingegen Raum gegeben, Selbstberuhigung und Selbstregulation zu erlernen.[19]:S. 24 Diese Problematik ist hier näher beschrieben.
2020 ermittelte eine finnische Studie laut der Forschungsleiterin das erste Mal einen Referenzwert für Schlafqualität bei Säuglingen, der auf einer groÃÂen Datenmengen basiert (etwa 5.700 Babys).[20][21] Knapp 40 % der teilnehmenden Eltern mit acht Monate alten Säuglingen gaben an, dass sie sich Sorgen wegen des Schlafs machen würden. Tatsächlich waren Schlafprobleme häufig anzutreffen; Kinder schlafen jedoch um so schneller ein, wachen weniger oft in der Nacht auf und bleiben in der Nacht umso weniger lange wach, je älter sie werden. Gleichzeitig sinkt die Gesamtschlafdauer.
Die Studie konnte auch Rahmenwerte für einen normalen Schlaf bestimmen (siehe Tabelle). Kinder, die deutlich schlechter als der Durchschnitt schlafen, würden in der Regel von unterstützenden MaÃÂnahmen profitieren, hierzu würden etliche Methoden zur Verfügung stehen (ein Gespräch mit dem Kinderarzt oder siehe z. B: Artikel Schlaftraining).[16]
Zeit bis
zum Einschlafen
Aufwachen
pro Nacht
Wachzeit
pro Nacht
12 Monate
0 â 30 Min.
0x â 2,5x
0 â 20 Min.
30 â 40 Min.
2x â 4x
20 â 45 Min.
> 40 Min.
> 4x
> 45 Min.
24 Monate
0 â 30 Min.
0x â 1x
0 â 8 Min.
30 â 45 Min.
1x â 2x
8 â 15 Min.
> 40 Min.
> 2x
> 40 Min.
= normaler Schlaf
= Schlafhygiene sollte verbessert werden
= es wird empfohlen, sich Hilfe zu suchen (Kinderarzt, Schlafberatung)
Feinfühligkeit
Eine besondere Rolle spielt die Feinfühligkeit in der Beziehung zum Säugling. Hierunter wird verstanden, seine VerhaltensäuÃÂerungen aufmerksam wahrzunehmen, dessen ÃÂuÃÂerungen nicht wegen eigener Befindlichkeiten falsch zu interpretieren, in der Situation sofort darauf zu reagieren und eine jeweils dem Zusammenhang und den geäuÃÂerten Bedürfnissen angemessene Reaktion zu finden. Durch einfühlsame und adäquate sowie prompte Antworten wird eine sichere Bindung gefördert.[22][12][13]
Säuglinge zeigen ihren Grundbedürfnissen entsprechend ein angeborenes Verhalten, die Nähe zur Mutter zu suchen â oder zu einer anderen primären Bezugsperson â und fördern so ihrerseits eine Bindung. Bei einer Trennung von der Mutter protestieren Säuglinge durch Schreien und durch Körperbewegungen.
Sonstiges
Eine beruhigende Wirkung auf Säuglinge hat das Tragen. Eine Studie von 2013 zeigte, dass in eine Wiege abgelegte Säuglinge öfter weinten und traten sowie eine erhöhte Herzfrequenz hatten (die Säuglinge waren also gestresst), während die aufgenommenen und von der Mutter beim Umhergehen getragenen sich deutlich beruhigten. Die Wirkung eines unbewegten Haltens im Arm lag zwischen der eines Umhertragens und der eines Ablegens.[23] Dass Tragen (z. B. in einem Babytragetuch) Säuglinge zufriedener macht und sie weniger schreien lässt, hatte bereits eine randomisierte Studie von 1986 ergeben.[24]
Zur Ernährung von Säuglingen wird von allen groÃÂen Organisationen für Säuglingsgesundheit das Stillen empfohlen.[25] Empfehlungen zur Beikost und eine Studienübersicht des ÃÂrzteblattes finden sich hier.[26]
Eine Studie von 2020 zeigte, dass Kinder, die in grüneren Gegenden (also mit erhöhtem Pflanzenbewuchs) aufwachsen, eine höhere Intelligenz und ein geringeres Niveau an schwierigem Verhalten zeigen. Die Analyse von mehr als 600 Kindern berücksichtigte dabei das Einkommen und das Bildungsniveau der Eltern, um auszuschlieÃÂen, dass die gezeigten Vorteile lediglich auf besser gestellten Familien mit mehr Zugang zu Grünflächen basierte.[27][28]
Galerie: Neugeborene
Neugeborener Mensch
Einen Tag altes Mädchen
Mutter und Sohn
Vater mit Tochter
Dreijährige mit ihrem Bruder
Literatur
Martin Dornes: Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-11263-X
Remo H. Largo: Babyjahre. Die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht, München: Piper, 15. Auflage 2001, ISBN 3-492-23319-8
Weblinks
Wiktionary: Säugling â Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÃÂbersetzungen
Commons: Säuglinge â Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Babybuch â Lern- und Lehrmaterialien
Das 1. Lebensjahr â kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Einzelnachweise
â Säugling in DWDS; abgerufen am 9. Januar 2020
â Baby in DWDS; abgerufen am 9. Januar 2020
â Bébé, das in Duden.de; abgerufen am 9. Januar 2020
â Baby, das in duden.de; abgerufen am 9. Januar 2020
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â Swissmom: Bauchkrämpfe (Koliken)
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